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1. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 170

1896 - Leipzig : Voigtländer
170 deutschenhansestdte. So erstreckte sich das Weltreich Napoleons, der sich als Nachfolger Karls des Groen betrachtete, 130 Departe-ments umfassend, den Ksten des westlichen und sdlichen Europas entlang von Lbeck und Hamburg bis Trieft und Korsu. Die meisten brigen Staaten Europas standen in mittelbarer Abhngigkeit von ihm (s. Karte Xi). 85. Napoleons Feldzug gegen Rußland 1312. 1. Zug bis Moskau. Da der Kaiser Alexander I. von Rußland von dem Kontinentalsystem, das den Handel seines Reiches zu vernichten drohte, sich lossagte, geriet er in Krieg mit Napoleon. Dieser sammelte ein Heer, so groß, wie es die Welt seit den Tagen des Xerxes nicht gesehen, Fran-zosen, Deutsche, Hollnder, Schweizer, Polen, Italiener, Spanier und Por-tugiesen; dazu kamen ein preuisches und ein sterreichisches Hilfscorps. Im ganzen betrug die Streitmacht 600 000 Mann mit 140 000 Pferden und 1300 Geschtzen. Im Juni 1812 berschritt der Kaiser mit der Hauptarmee den Niemen und rckte in der Richtung auf Moskau, das Herz des rufst-schert Reiches, vor. Gleichzeitig sollte ein Heeresteil, zu dem die Preußen ge-hrten, gegen Riga vorgehen; ein anderer, hauptschlich sterreicher, sollte von Galizien aus in das sdliche Rußland vordringen. Die Russen, an Zahl dem Feinde bei weitem nicht gewachsen, wichen ohne Kampf, alles hinter sich verheerend, zurck. Erst bei dein Dorfe Borodino (westlich von Moskau, am Flchen Moskwa) kam es zu einer blutigen Schlacht (7. September), in der Napoleon das russische Heer unter Kutusoss besiegte. Einige Tage darauf zog er in Moskau ein. Mit der alten Hauptstadt, dem heiligen Mittel-punkt des Zarenreiches, schien ganz Rußland berwltigt zu seinen Fen zu liegen; hier hoffte er fr sein Kriegsheer Ruhe und ausreichende Vorrte zu finden; hier gedachte er dem bezwungenen Feinde einen demtigenden Frieden vorzuschreiben. 2. Rckzug. Aber er fand die Stadt verdet; ihre Bewohner waren geflchtet und hatten alle Lebensmittel fortgeschafft oder vernichtet; und als-bald verwandelte der surchtbare Brand von Moskau, der von dem russischen General-Gouverneur Rostops chin als Rettungsmittel ersonnen war, fast die ganze unermeliche Hauptstadt in einen Trmmerhaufen. Da mute Napoleon der Not weichen und sich zum Rckzge entschlieen. Umsonst war es, da er mit dem Kaiser Alexander Friedensunterhandlungen anzuknpfen suchte; der preuische Minister Stein, der sich als Alexanders Ratgeber in Petersburg befand, bewog den russischen Kaiser, den Friedensantrag abzu-lehnen. Unter diesen russischerseits absichtlich verzgerten fruchtlosen Ver-Handlungen war es bereits Sptherbst geworden, als Napoleon endlich mit

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 34

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
34 Hindenburg, der Befreier Ostpreußens. 5. Wie Hindenburg die Russen einkreiste. Die Russen waren immer noch in großer Übermacht. Hindenburg wußte, daß er sie nur vernichten könne, wenn er sie umstellte und einkreiste, so daß sie wie in einer Mausefalle saßen. Rasch wurden vom westlichen Kriegsschauplatz noch Truppen herbeigeschafft. Nach dreitägiger Bahnfahrt wurden sie ausgeladen und mußten sofort mit eingreifen. Als nun einzelne russische Abteilungen angegriffen wurden, stieß die gesamte Macht der Narewarmee von Süden vor. Das hatte Hindenburg bezweckt. Ohne daß sie es ahnte, rannte diese Armee ins Verderben. Hindenburg ließ die einzelnen Truppenabteilungen so marschieren, daß seine Armee endlich in einem großen Halbkreis stand, der sich immer mehr zum Kreise rundete. Allerdings stellte er ungeheure Anforderungen an die Marschfähigkeit der Truppen. Aber mit beispielloser Zähigkeit und Opferfreudigkeit leisteten es unsere braven Truppen. Oft mußten in einem Tage bis 60 Kilometer marschiert werden, in glühender Sonne, bei brennendem Durst und ohne Verpflegung; denn der Proviant konnte nicht so schnell nachkommen. Und am Schluß des Marsches wurden sie oft sofort in den Kampf geführt; aber nie versagten sie. In den offenen Kreis marschierten die Russen von Südosten her ein, ohne daß sie die Umstellung merkten. Denken wir uns einen Bogen ungefähr über Soldau, Gilgenburg, Hohenstein und Ortelsburg. So etwa standen die deutschen Abteilungen. Zwischen Gilgenburg und Hohenstein liegt das Dorf Tannenberg, wo Hindenburg während der Schlacht seinen Stand hatte. *■ Deutsche Flieger schwebten über den eigenen und den feindlichen Stellungen und meldeten dem Feldherrn endlich, daß die Einkreisung vollzogen sei. *) Skizze — flüchtiger Entwurf. Cs? #Hohenstein \ Tannenberg Ortelsbw ^ ^Gilgenburg\,+^ Moldau L>kizze *) von der Schlacht bei Tannenberg.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 57

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Bilder aus der Winterschlacht in Masuren. eine kleine polnische Stadt an der Bahn Berlin-Petersburg, wo den Truppen endlich wieder einmal eine kurze Nachtruhe gegönnt werden konnte. Am 12. und 13. Februar marschierten wir mit frischen Kräften weiter, und nun begann der interessanteste Teil der Tätigkeit unserer Division. Der Feind war auf Augustowo und Suwalki zurückgeworfen worden und suchte durch die großen Waldungen südöstlich dieser Städte in Richtung Grodno zu entkommen. Unserer Division fiel nun die Aufgabe zu, ihm den Rückzug zu verlegen. Hierzu mußte sie in Eilmärschen in den Rücken des Gegners marschieren, um ihm das Heraustreten aus den Wäldern zu verwehren. Der Marsch führte uns durch endlose Waldungen und an festgefrorenen Seen vorbei. Auch hier war das Wetter wieder gegen uns. Es stellte sich plötzlich Tauwetter ein, das die unendlichen Schneemassen zum Schmelzen brachte. Die Wege glichen eher einem See als einer Chaussee. An Stelle der bisher mitgeführten Schlitten wurden wieder Wagen eingestellt, hie in aller Eile im Lande beigetrieben werden mußten. Aber nichts konnte uns aufhalten, in bester Stimmung gingen unsere Truppen gegen den Feind. Um schneller vorwärts zu kommen, wurden ein paar hundert Infanteristen auf herbeigeschafften Wagen vorgesandt, und bereits in der Nacht vom 15. zum 16. Februar wurde die russische Stadt Szopatzkim erstürmt. Hier war die Bagage*) (spr. bagahsch) eines ganzen russischen Armeekorps versammelt, die nun in unsere Hände fiel. Der Morgen zeigte uns ein eigenartiges Bild. Hunderte von Fahrzeugen, Bagagen, Maschinengewehren, Mum-tions-, Sanitäts- und Proviantwagen und dgl. mehr standen in einem wüsten Durcheinander auf dem Marktplatz des Städtchens und in den Straßen. Dazwischen Hunderte von Pferden, teils angespannt, teils losgerissen, brüllendes Vieh, tote Russen und gefallene Pferde. Hindurch tönten die Kommandos unserer Truppen, die versuchten, Ordnung in das Durcheinander zu bringen und die reiche Beute zu bergen. Manch interessanter Fund wurde dort getan. So fand man „Andenken," die sich die Russen aus Ostpreußen mitgenommen hatten und die nun wieder zurückgeschickt wurden. In den nächsten Tagen waren auch die Nachbartruppen herangerückt, und das Netz schloß sich immer enger um die in den Wäldern steckenden russischen Armeekorps. Der 21. Februar brachte die Entscheidung des 14-tägigen Winterfeldzuges in Ostpreußen. Von allen Seiten drangen unsere Truppeit vor, und am frühen Morgen war das Schicksal des russischen Heeres endgültig entschieden. Noch ahnten wir nicht, welche Folgen der Sieg haben würde. Erst im Laufe der nächsten Tage stellte sich heraus, daß 105 000 Gefangene in unsere Hände gefallen waren. Unsere Division allein hat in wenigen Tagen mehr als 1500 Gefangene gemacht und 88 Geschütze, etwa 30 Maschinengewehre, gegen 1000 Fahrzeuge aller Art wegbefördert, darunter mehrere hundert vollbeladen mit Munition. *) Bagage = Gepäck. B. der Truppen = Fahrzeuge, die diese mit sich führen. Kleine B. — Patronen: u. Medizinwagen. Große B. — Packwagen usw. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 5

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 73

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Ein Heldenstück von vier Königsberger Kürassieren. Die tapferen Sieben in Lyck. 73 meter langen Weg zu führen. In Mallwischken erhielt ich 40 bis 50 Begleitmannschaften, und es gelang mir darauf, den Transport in später Abendstunde nach Gumbinnen zu bringen. „Nordd. Allg. Ztg." 45. Ein Heldenstück von vier Königsberger Kürassieren. Bald nachdem die Russen Tilsit besetzt hatten, erhielt auch Heinrichswalde eine russische Besatzung, welche die dortige Zivilbevölkerung in der rohesten Weise behandelte. Sehnsüchtig warteten die Niederunger auf die deutschen Retter; daß sie kommen würden, war jedem klar, wenn man auch wochenlang vom übrigen Deutschland abgeschnitten und von dort ohne jede Nachricht geblieben war. Der 12. September 1914 neigte sich seinem Ende zu, ein kühler Spätsommertag, untermischt von leichten Regenschauern. 55 russische Infanteristen — Teile bester russischer Truppen — hatten die Kosakenabteilung abgelöst und auf dem Kirchhof, dessen Gemäuer vorzügliche Schießscharten bot, sowie auf den umliegenden Gehöften Aufstellung genommen. Ein junger Unteroffizier hielt vom Kirchturm Ausschau. Da plötzlich in der Ferne Pferdegetrappel. Was ist das? Nahen neue Feinde? Doch nein! Das sind ja „unsere", das sind deutsche Kürassiere! Auf schaumbedeckten Nossen kommen sie mit Windeseile die Grünbaumer Straße daher, vier deutsche Kürassiere, und mitten hinein in die Feinde! Was kümmert sie die feindliche Übermacht! Gewehrfeuer tönt ihnen von der Kirchhofsmauer entgegen. Drei Pferde stürzen; aber schon sind unsere Reiter auf den Beinen, suchen Deckung und eröffnen auf die Russen ein Schnellfeuer. Nun gab's bei den Russen kein Halten mehr; über Hals und Kopf fliehen sie und überlassen unsern braven Reitern das Schlachtfeld. 55 Infanteristen vor vier deutschen Kürassieren! Die Furcht vor den deutschen Kürassierkugeln war den „tapferen" Russen so heftig in die Glieder gefahren, daß sie es nicht mehr wagten, Heinrichstvalde anzugreifen, trotzdem zwei Kilometer von der Ortsgrenze noch mehr als 2000 Russen standen und unsere übrigen Truppen erst am andern Morgen nachkamen, die dann allerdings mit den Feinden gründlich aufräumten. Bis dahin, 18 Stunden hindurch, hatten vier deutsche Reiter über 2000 Feinde in Schach gehalten! I. Kämmerer, „Um die Heimat." Bilder aus dem Weltkrieg 19 H. 3. Band. Verlag I. F. Steinkopf. Stuttgart. 46. Die tapferen Sieben in Lyck. Als sich im August 1914 die kleine deutsche Besatzung der Stadt Lyck vor den anrückenden russischen Truppen zurückziehen mußte, geschah es so schnell, daß es nicht mehr möglich war, einen Außenposten davon rechtzeitig zu benachrichtigen. Die sieben Mann sahen deshalb kurz nach Mittag eine große Truppenmacht vor sich, die den gegenüberliegenden Wald belebte und auf Lyck vorzurücken schien. Trotzdem harrten sie auf ihrem Brückenposten aus. Eine russische Abteilung, die wohl die Gegend erkunden sollte, wurde mit Swillus, Unser Ostpreußen. I. 6

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 22

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
22 Srlebnifte eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gesangenschast. schützen wollte. Im nächsten Dorfe sehe ich eine alte Frau eine frisch gegrabene Stelle nachscharren/ Sie erzählt, die Russen hätten fünf von der Musterung heimkehrende Leute erschossen, und sie suche, ob die ihrigen darunter wären." Am schlimmsten hausten die Russen, als sie zum zweiten Mal in Ostpreußen einbrachen. Tausende von wehrlosen Bewohnern wurden fortgeschleppt und niedergemacht. In vielen Dörfern waren alle Einwohner verschwunden. Nur hie und da fand man einen Kranken, der nicht mitgenommen werden konnte, oder Personen, die sich unter schweren Leiden und Entbehrungen im Walde versteckt hatten. Die Feder sträubt sich, all die Greueltaten der Russen aufzuzählen, all die entsetzlichen Mißhandlungen und Verstümmelungen von friedlichen Bewohnern Ostpreußens. Schon vor 150 Jahren hat Friedrich der Große im Siebenjährigen Kriege von den Russen gesagt: „Mit solchem Gesindel muß ich mich herumschlagen!" Wieviel mehr treffen die Worte des Alten Fritz auf den Weltkrieg zu, in dem das Verhalten der Russen in Ostpreußen viel unmenschlicher war als im Siebenjährigen Kriege. Noch nach tausend Jahren wird man in unserer lieben Heimat mit Schrecken an die Russengreuel denken. F. S. 16. Erlebnisse eines Königlichen Försters des Kreises Wehlau in russischer Gefangenschaft. Bei dem drohenden Anmarsch der Russen im August sandte ich meine Frau und Tochter nach Westpreußen und blieb allein auf meiner Försterei Drusken, Kreis Wehlau, da ich noch keinen Befehl zum Verlassen derselben erhalten hatte. Am 24. August hörte ich, daß die Russen bereits in Popelken, Kreis Labiau, wären. Einwohner von Nachbarorten kamen zu mir und fragten, was sie tun sollten. Ich riet ihnen, ruhig zu Hause zu bleiben; denn ein Fliehen hätte jetzt keinen Zweck mehr, da uns die Russen schon auf den Fersen wären. * Diese Einwohner folgten meinem Rate und sind mir noch heute dankbar; denn sie haben dadurch ihr Hab und Gut gerettet, während die verlassenen Gehöfte von den Russen verbrannt oder doch fürchterlich geplündert wurden. Am 25. August, morgens sieben Uhr, erschien die erste russische Ka-valleriepatrouille, bestehend aus einem Offizier und 20 Mann, auf meiner Försterei. Ein banges Gefühl überkam mich, als ich ihnen so ganz allein entgegentrat. Der Offizier ritt auf mich zu und grüßte, ich ebenfalls. In fließendem Deutsch fragte er mich nach dem Wege nach Ringlacken und Kukers. Die Karte hatte er in der Hand. Ich erwiderte ihm, er könnte über die Försterei Staticken oder längs der königlichen Forstgrenze reiten. Der Offizier dankte sehr höflich, verabschiedete sich und ritt mit seinen Leuten die Forstgrenze entlang. Nach ungefähr 20 Minuten fielen aus dieser Richtung mehrere Schüsse. Bald darauf jagte die feindliche Patrouille in rasendem Galopp zurück und

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 51

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus der Zeit des zweiten Nusseneinfalls in Ostpreußen. 51 Schweinebraten, Zigarren, Wein, Kuchen, Brot, Butter, alles in großer Fülle. Die russischen Gefangenen haben es bei uns wie im Himmel." Der Russe horchte auf, und seine Augen leuchteten vor seliger Hoffnung: „Bruder, ich möchte schon, für mein Leben gern — aber —" Er hielt an und flüsterte geheimnisvoll: „Die verfluchten Kosaken! — Die passen auf! diese Teufel!" Dann reichten wir uns die Hand. Und nun ging es ans Schleichen und Ducken. Solange die Nacht währte, kamen wir vorwärts. Der Morgen brach an. Schon waren wir in der Nähe von Buddern. Da auf einmal taucht vor uns eine Schwadron Kosaken auf. Ach, wir konnten ihnen nicht entfliehen. Und bald kamen sie heran und forschten. Der Russe sagte ihnen Bescheid. Er habe mich als Gefangenen zum General nach Groß P. zu bringen und den Weg verfehlt. Sie ließen uns nun gehen, aber nicht vorwärts gegen die deutschen Linien, sondern rückwärts. Unser Plan war vereitelt. Wir kamen zum Hauptquartier nach Groß P. Hier fanden wir noch viele andere deutsche Landbewohner als Gefangene: Greise, Männer, Frauen und Kinder. Unter ihnen sah ich auch den alten Glöckner aus Kutten, Kadzun. Der General betrachtete mich und sagte: „Pascholl, wieder nach Hause!" Ich bat um eine Bescheinigung, damit mich die russischen Posten durchlassen möchten. Er sagte: „Ich habe keine Zeit. Mein Pferd ist gesattelt, ich muß fortreiten." Es war so, wie ich befürchtete. Die Russen ließen mich nicht nach Hause zurückkehren, sondern führten mich mit den anderen Gefangenen zu Fuß über Kutten, Lissen, Rotebude und Eichen nach Marggrabowa und dann über die Grenze nach Suwalki. In Suwalki blieben wir zwei Tage. Dort schickte uns der Kommandant zurück nach Marggrabowa. Hier waren etwa 3000 Leidensgefährten zusammengetrieben. In den großen Schulhäusern waren wir eingesperrt, 65 bis 100 in einem Zimmer. Bänke und Tische hatten die Russen schon vorher verbrannt. Ein Strohlager gab es auch nicht. Wir mußten auf dem harten Boden schlafen. Wir gewöhnten uns auch daran, obgleich die Glieder sehr schmerzten. Zuletzt wurden wir gesichtet. Alle Personen zwischen 15 und 50 Jahren wurden ins Innere Rußlands abgeführt. Uns Altere ließ man nach Hause gehen. Jeder bekam einen Erlaubnisschein, heimzukehren. Aber der nützte uns doch nichts. Auf unserer Rückkehr wurden wir in Eichen von den Kosaken aufgehalten und nach dem Dorfe Czukten im Kreise Oletzko zurückgebracht. Hier lebten wir von dürftiger Nahrung bis zu unserer Befreiung durch den großen Sieg Hindenburgs. Als ich dann heimkehrte, fand ich mein Haus und Hof wüst und leer, das Dach zertrümmert, Fenster und Türen herausgerissen und verbrannt. Stühle, Tische und Betten sind fort. Es regnet und schneit in die Wohnung hinein. Da stand ich nun in meinem eigenen Heim als Bettler — ich, der reiche Hundsdörfer, ein elender Bettler! Da nahm ich meine einzige Habe, den

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 55

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Bilder aus der Winterschlacht in Masuren. 55 wehre! Einige von uns haben beobachtet, daß die Russen Verstärkungen erhalten. Telephonisch teilt der Beobachter dies unseren Batterien mit. Ich bin an meinen Stand geeilt und sehe, wie die Granaten in die russischen Kolonnen und Unterstände einschlagen. Endlich läßt das Feuer nach. Ich drücke mich wieder in meine Ecke. Langsam schleichen die Stunden dahin. Endlich werden wir abgelöst. Die Ablösung war eine gefährliche. Aber vom Glück begünstigt, kamen wir abends in unsere Quartiere. Wir hatten nur einen Verwundeten. Das waren meine ersten vierundzwanzig Stunden im Schützengraben. „Vorwärts." 3. Eilmärsche in Schnee und Eis. In ganz Deutschland hat die Nachricht von dem großen Siege in der Winterschlacht in Masuren die Herzen höher schlagen lassen; aber wohl wenige daheim wissen Einzelheiten über ihren Verlauf und über die Leistungen der Truppen, die uns den beispiellosen Erfolg sicherten. Am 8. Februar 1915 trat unsere Division den Vormarsch aus der Gegend von Tilsit an. Die Erde war mit Schnee bedeckt und scharf durchfroren, alle Flüsse und Seen waren von dickem Eise bedeckt. Am 5. Februar war außerdem starker Schneefall eingetreten, der das ganze Gelände mit einer hohen Schneedecke überzog. Auch setzte unmittelbar darnach ein eisigkalter Sturm mit Schneetreiben ein, der die Wege ungangbar machte. So mußte unsere Infanterie an vielen Stellen bis an die Knie im Schnee vormarschieren. Die deutsche Führung hatte sich aber auf die besonderen Schwierigkeiten eines Winterfeldzuges wohl vorbereitet. Die Truppen waren mit warmer Bekleidung ausgestattet. Geschütze und andere Fahrzeuge wurden auf Schlittenkufen gesetzt, und an Stelle der schweren Bagagewagen benutzte man Schlitten. Trotzdem brauchten die Fahrzeuge doppelte Kräfte, um vorwärts zu kommen, und die Fußtruppen mußten sich mit ungeheuren Anstrengungen durcharbeiten. Der Autoverkehr hörte beinahe vollständig auf. Bald stieß unsere Vorhut in den ausgedehnten Grenzwaldungen südlich der Memel auf den Feind. Es waren meist Kosaken mit einigen Maschinengewehren und Geschützen, die ohne große Mühe vertrieben werden konnten. Am Abend überschritten die vordersten Teile der Division die Grenze, wir betraten zum ersten Male russischen Boden. Die Grenze war in dem verschneiten Gelände nicht zu erkennen, dafür zeigten uns aber die Bewohner der mit Vieh und Vorräten reichlich versehenen Höfe, daß wir in einem anderen Lande waren; denn in Ostpreußen hatten die Russen das von ihnen besetzte Gebiet vollständig zur Wüste gemacht. So mußte auch die Hauptmasse der Division die eisige Nacht unter freiem Himmel im Walde und in den Ruinen einst blühender Dörfer zubringen. Am frühen Morgen des 9. Februar wurde der Vormarsch fortgesetzt. Unsere Marschstraße führte uns an einem Flüßchen mit steilen, völlig vereisten Usern entlang, das aus viele Meilen die Grenze zwischen Ostpreußen und Rußland bildet. Vor uns und an der linken Flanke hatten wir russische

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 74

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
74 Wie ein Tilsiter Dragoner die Nüssen vom Gänsebraten vertrieb. Schnellfeuer begrüßt. Die Russen glaubten einen größeren deutschen Posten vor sich zu haben und zogen sich wieder in den Wald zurück. Ein zweiter Vorstoß der Russen wurde von den Sieben mit derselben Tapferkeit abgeschlagen. In diesem Kampfe wurde jedoch auch einer von den sieben Brückenwächtern verwundet. Als es Abend geworden war, glaubten die sieben Wackeren, da am -Walde schier unübersehbare Truppenmassen auftauchten, doch besser zu tun, sich in die Stadt zurückzuziehen. Der verwundete Kamerad wurde von ihnen in die Stadt getragen. Diese war zu ihrem Erstaunen aber bereits von ihrem Truppenteil geräumt. Ihr Versuch, ihm nachzueilen, wurde vereitelt, weil sie alle Straßenausgänge von den Russen besetzt fanden. Sie saßen nun in der Falle und mußten damit rechnen, in russische Gefangenschaft zu geraten. Da halfen jedoch die Lycker. Der Verwundete wurde schnell ins Lazarett geschafft, und die übrigen verbarg eine Bäckerfrau in ihrem tiefen, schwer auffindbaren Keller. Erst am nächsten Morgen rückten die Russen in Lyck ein. Sie waren erstaunt, kein deutsches Militär mehr vorzufinden. Wie sie selbst erzählten, hatten sie geglaubt, die Stadt erobern zu müssen. Die sieben Brückenwächter hatten sie mit ihrem Schnellfeuer derart getäuscht, daß sie eine größere deutsche Truppenmacht vor sich zu Haben glaubten und es deshalb vorzogen, nicht noch, wie es zuerst geplant worden war, am vergangenen Abend in Lyck einzurücken. Nun wurden alle Ecken und Winkel der Stadt nach versteckten deutschen Soldaten durchsucht. Die sechs im Bäckerkeller wurden jedoch nicht gefunden. Die Bäckerfrau wachte unterdessen für ihre Schutzbefohlenen. Sie versorgte sie nicht nur mit Essen, sondern beschaffte ihnen auch Zivilkleider. Da die Russenherrschaft in Lyck aber noch lange zu dauern schien, war es nicht möglich, die Soldaten immer im Keller zu verbergen. Es wurden daher Handwerker gewonnen, die sich bereit erklärten, sie als Gesellen einzustellen. Der eine wurde Bäcker, der andere Schuhmacher, der dritte Tischler usw. Verstanden sie das angenommene Handwerk auch nicht, so machten sie sich doch nützlich, so gut es ging, und vor allem: sie konnten den Russen ruhig unter die Augen treten. Als dann die Befreier Lycks in die Stadt einzogen, schlüpften die Sechs schleunigst wieder in ihre Uniformen und meldeten sich dem Oberst. Der lächelte, klopfte der ehrsamen Bäckerfrau auf die Schulter und sagte: „Das haben Sie brav gemacht!" Dieses Lob war der wackeren Frau der schönste Lohn, den sie je im Leben erhalten hatte. „Die Post." 47. Wie ein Tilsiter Dragoner die Russen vom Gänsebraten vertrieb. Sergeant W. Als ich auf einem Patrouillenritt meilenweit Dörfer und Gelände absuchte, war ich aus Versehen hinter die feindliche Linie gekommen. In einem Dorfe bemerkte ich einen Draht, der meiner Ansicht nach nur vom Feinde gelegt sein konnte, sprang vom Pferde und zerschnitt ihn. Im letzten Augenblick kam

9. Der Verlauf des Weltkrieges - S. 13

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 13 — an Zahl weit schwächeren deutschen Verteidiger, harte schwere Wochen und Monate waren das. Aber die russischen Mordbrenner nochmals nach Ostpreußen hineinlassen? Nie und nimmer! C. Die großen Niederlagen der Huf feit. 7. Befreiung Galiziens. 3n aller Stille, ohne daß die Russen es merkten, hatte sich in Westgalizien, bei Krakau, unter dem Befehl des Generalobersten von Mackensen, ein starkes deutsches fjeer gebildet. Hm 1. Mai 1915 griff es die überraschten Hussen zwischen (Borlice und Tarnow an, in beinahe 50 km breiter Front. Diese stand zu der Karpatenfront etwa rechtwinklig ; ein Sieg mußte also die Deutschen in den Rücken der Russen führen und diese zwingen, die ganze Karpatenstellung aufzugeben. Der sorgfältig vorbereitete, mit aller Wucht gejührte Schlag gelang. Den aus den Karpaten fluchtartig sich rettenden Russen folgten die Deutschen und (Österreicher auf den Fersen,' nicht Ruh und Rast ließen sie dem Feinde. Kein Tag verging ohne Gefecht und Schlachten, denn die Russen wehrten sich hartnäckig. Rber von Stellung zu Stellung wurden sie aus Galizien hinausgedrängt, nach Horden zu, über den Dniestr und den San. 3n nur vier Tagen (31. Mai—3. juni) erstürmten die Verbündeten die Festung przemysl, zu deren (Eroberung die Russen 19 Wochen gebraucht hatten; dann folgte eine Reihe siegreicher Kämpfe östlich vom San, namentlich um die starke russische Grodek-Stellung, und am 22. Juni zogen die Verbündeten in Lemberg ein. Fast ganz Galizien war Ende Juni von den Russen frei. 3n diesen gewaltigen und siegreichen Kämpfen, Mai und Juni 1915, wurden 464000 Russen gefangen, 344 Geschütze und 940 Maschinengewehre erobert. — Run drangen die Verbündeten unter M a ck e n s e n mit drei Heeren rechts von der Weichsel in Rußland vor in der Richtung auf Iwangorod - Lublin- Tholm, als die rechte Gruppe des Gesamt-Gstheere?, das sich nun in allgemeinen Vormarsch setzte (s. 9). Hur der äußerste rechte Flügel, Österreicher und Deutsche, beteiligte sich an dem Vormarsch nicht, sondern blieb, an die rumänische Grenze gelehnt, einstweilen stehen, bis zu neuen großen Kämpfen <s. 10). 8. (Eroberung von Kurland. Hoch vor der entscheidenden Wendung in Galizien, schon im April 1915, waren im Horden die Deutschen in K u r l a n b eingedrungen. Dieser Angriff

10. Der Verlauf des Weltkrieges - S. 14

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 14 — war zugleich die beste Verteidigung Ostpreußens gegen Norden, fluch hier gelang die Überraschung. Plötzlich (Ende April) standen die Deutschen unter General Gttovonselowbei Schauten, an der wichtigen Eisenbahn Libau-Dünaburg, ihre Heiteret (Anfang Ittai) vor Ittitau. Die Seestadt £ib au wurde am 8. Mai besetzt. Wohl versuchten nun die Russen von Kotvno her die Deutschen im Rücken zu fassen. Aber sie wurden in den großen Juli-Gefechten bei Schauten und Rossienje zurückgeworfen. Gleichzeitig überschritten die Deutschen den Windaufluß, besetzten Tukkum und die Stadt Windau und sind seit dem 1. August 1915 in Itcitau. — Entsetzliche Greuel wieder verübten die Russen auf ihrem Rückzüge aus Kurland gegen die dort ansässigen Deutschen. Ivo deutsche Truppen hinkamen, wurden sie von den geängstigten Einwohnern als Erlöser empfangen. Die Deutschen in Estland und Livland blieben leider noch unter russischer Knute; denn an dem breiten Dünafluß machte das deutsche Heer einstweilen hatt. 9. Der allgemeine Vormarsch der Verbündeten. Fall der russischen Festungen. 3n poten hatte sich Feldmarschall von hindenburg seit Dezember 1914 im allgemeinen stillgehalten, um den Durchbruch in Galizien abzuwarten. Nun brach auch er los. von Juli 1915 an errang seine Heeresgruppe unter den Generalen von Eichhorn, von Gallwitz und von Scholz, von Horden her, den Übergang über den Harem. Eine andere Heeresgruppe, unter dem Prinzen Leopold von Bayern, erzwang von Westen her den Übergang über die Weichsel zwischen Warschau und der pilica-Itcündung und drückte in Südpolen die Russen gegen die Weichsel, weiter südlich schloß sich die Heeresgruppe Mackensens dem allgemeinen Vormarsch an (s. 7). hageldicht fielen die deutschen hiebe auf die Russen, bald hier, bald da, auf der von der Ostsee in Kurland bis zur rumänischen •Grenze reichenden, etwa 1100 km langen Kampflinie. Sechszehn starke russische Festungen, darunter 3rvangorod, Warschau, Korvno, Howo-Georgiewsk wurden erobert. Richt nach wochenlanger Belagerung, wie man das von früheren Kriegen her gewohnt war: nein, sie zerbrachen zu Scherben unter den Krupp- und Skoda-Riesengranaten, und die zertrümmerten Werke wurden von der todesmutigen Infanterie erstürmt (4. Aug. bis 4. Sept. 1915). Auf dem weiteren Vormarsch nach Osten, Ende August, wurde das russische Heer bei Kowel durchbrochen, so daß seine
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